Drei Generationen
Als Yaars Großmutter Rina und sein Großvater Moshe sich nach dem Krieg begegneten, waren beide schwer traumatisiert. Rina wurde als Kind in einem großen Kochtopf aus dem KZ Plaschow bei Krakau geschmuggelt. Moshe hat Auschwitz und den Todesmarsch überlebt. Beider Familien waren bis auf wenige Ausnahmen ausgelöscht. In Israel begannen sie ein neues Leben, bekamen zusammen drei Kinder. Äußerlich versuchten sie zu funktionieren, doch es fiel ihnen schwer, Gefühle zuzulassen und ihren Kindern Geborgenheit zu geben.
Ihr Sohn Ilei wurde als Kind oft Zeuge der Verzweiflung seiner Mutter. Noch zwanzig Jahre nach dem Krieg glaubte sie, die Gestapo klopfe an ihre Tür. Die Bilder und Erzählungen verfolgen Ilei bis heute. Um seine Kinder davor zu schützen, hat er sie von der Familiengeschichte und dem Judentum ferngehalten. Er ging mit seiner Familie nach Deutschland, wo Yaar weit weg von den Großeltern und ihren Erinnerungen an die schmerzvolle Vergangenheit aufwuchs.
In der Verdrängung der Großeltern, dem Schweigen des Vaters, genau wie in der Rebellion des Enkels zeigen sich unterschiedliche Strategien der drei Generationen, die Vergangenheit zu verarbeiten – doch keiner kann ihr entfliehen. Und auch ohne Einzelheiten zu kennen, spürte Yaar doch sein Leben lang sein Familienerbe wie einen schweren Mantel auf den Schultern.
„Endlich Tacheles!“ ist weit mehr als die Geschichte der Identitätsfindung eines jungen Juden in Deutschland – der Film ist das intensive Porträt einer Familie, in deren Leben der Holocaust bis heute Spuren hinterlässt.
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