Warum wir den Film machen

Yaars Großvater Moshe kam 1944 nach Auschwitz Birkenau. Zur gleichen Zeit wie Georg Schramm, der Großvater der Autorin, der zur Verstärkung der Wachmannschaft im KZ Dachau stationiert wurde. Beide Männer standen auf unterschiedlichen Seiten des Zauns – 71 Jahre, bevor wir Yaar zum ersten Mal trafen.

Er bewarb sich als Praktikant bei unserer Filmproduktion und stellte sich als „Berliner Junge“ vor, der keinerlei Bezug zu seiner Herkunft zu haben schien. Über ein Jahr lernten wir uns kennen und vertrauen, arbeiteten an anderen Projekten, bis er uns über seine Familie erzählte.

Schnell merkten wir, dass auf Yaar ein großer Druck lastet. Die Wunden, die Yaars Großeltern als unmittelbar Überlebende bis an ihr Lebensende mit sich herumtragen, sind auch für deren Kinder – Yaars Eltern – noch prägend. Für Yaar, also die dritte Generation, scheint das auf den ersten Blick nicht zu gelten.

Sein Gefühl für die Vergangenheit ist diffus. Er trägt an etwas, doch er weiß, anders als sein Vater, nicht woran. Seine Eltern und Großeltern haben nie viel erzählt, wovon sollte er also traumatisiert sein?

Das ist es, was uns an dem Stoff interessiert: die Fragilität einer Sinnsuche, die Coming-of-Age-Geschichte eines jungen Mannes, der noch gar nicht weiß, was ihn umtreibt. Er will es für sich herausfinden und geht mit dem Spiel einen ungewöhnlichen Weg.

Yaars Computerspiel macht auf interaktive Art und Weise die Zwänge und Handlungsspielräume von Menschen jener Zeit nachvollziehbar. Damit und mit seiner naiven Unbefangenheit wird es Yaar gelingen, einen frischen, unverbrauchten Blick auf das Geschehene zu werfen und sich und uns einen emotionalen Zugang jenseits der gewohnten Erinnerungsrituale zu ermöglichen.

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