Yaar – der unjüdischste Jude der Welt

Warum ich der unjüdischste Jude der Welt bin? Fangen wir damit an, dass ich nicht beschnitten bin. Wir haben nie die Feste gefeiert, nie kosher gegessen. Meine Freundin ist Deutsche. Ich weiß nichts über das Judentum, kenne nicht mal das Gebet, das an Shabat gesprochen wird. 
Und trotzdem war ich in der Schule manchmal die Judensau.
 
NeuesBild 1 - Der Film

Yaar ist ein phantasievoller 21-jähriger, der davon träumt, irgendwann den neuen Star-Wars-Film zu drehen. Dass er als Sohn einer jüdischen Familie in Israel geboren wurde, spielte für ihn lange keine Rolle.

Der Vater ist sein großes Vorbild. Doch je älter Yaar wird, desto so mehr wird ihm bewusst, dass sein Vater leidet. Warum, das versteht er nicht, nur dass es mit der Familiengeschichte zu tun hat. Aus Angst, von dem Thema verschlungen zu werden, lehnt Yaar alles Jüdische ab und rebelliert gegen seinen Vater.

Was ich mit dem Judentum verbinde? Eigentlich nur Leid und Tod, das ist es, was ich damit verbinde. Ich bin ein neues Kind in dieser Welt. Warum soll ich unter Sachen leiden, die meine Großeltern oder meine Eltern durchgemacht haben? Das ist unfair.

Als Yaar entscheidet, sich für diesen Film mit der Kamera begleiten zu lassen, ist er bereit, sich seinem Erbe zu stellen – mit allen – auch schmerzhaften – Erfahrungen, die das mit sich bringt. Er begibt sich auf eine Reise, die ihn am Ende seinen Wurzeln näher bringt.

 

Neues Bild 2 pvhc2ea5zua8495gb11vw3jb3g5eftll23f92g2dzw - Der Film

Geschichte

Yaar verbindet mit seinem jüdischen Erbe vor allem das Leid und Machtlosigkeit der Juden im Holocaust. Aus dem Wunsch, nicht zu einem „Opferverein“ gehören zu wollen, entsteht die Idee, ein Computerspiel zu entwickeln:  „Shoah. Als Gott schlief.“ In dem von ihm kreierten Deutschland um 1940 können Juden sich wehren, Nazis menschlich handeln. Yaars Vater ist schockiert.

In seinen Studienkollegen Sarah und Marcel findet er Mitstreiter. Yaar macht seine Oma Rina zum Vorbild für die Figur des jüdischen Mädchens Regina. Ihr Gegenspieler, ein SS-Offizier, ist von einem realen Vorfahren von Marcel inspiriert. Die drei sind sich einig: die alten Rollenzuschreibungen von Tätern und Opfern stehen ihnen im Weg, und die Vergangenheit soll endlich vorbei sein! Sie reisen zusammen in Rinas Geburtsort Krakau, wo Yaar ein furchtbares Familiengeheimnis aufdeckt.
Die drei Freunde erkennen, dass die Ereignisse der Vergangenheit mit ihnen selbst zu tun haben – als Enkel der damaligen Opfer und Täter. Eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte beginnt, die auch die Beziehung zwischen Vater und Sohn verändert.

Yaar muss zwischen dem Trauma der Generationen vor ihm und dem Anspruch auf ein unbelastetes Leben seinen eigenen Weg finden.

Der Holocaust als Computerspiel?

Wir sind überzeugt: Es braucht heute neue Erinnerungsformen.

Die letzten Zeitzeugen der Shoah sterben, und Lehrbücher allein reichen nicht, um die Erinnerung wach zu halten. Yaar mit seinem Spiel und wir mit unserem Film gehen einen Schritt in eine neue Richtung. Wie gehe ich damit um, dass meine Vorfahren Opfer bzw. Täter waren? Und was ist der Unterschied zwischen Schuld und Verantwortung? Jeder einzelne von uns ist mit diesem Teil der Geschichte verbunden, egal wie gut wir die Geschichten unserer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern kennen. Unsere Protagonisten sind jung, witzig und mutig. Ihre Ansichten sind streitbar und werfen aktuelle Fragen auf: Was hat der Holocaust heute noch mit mir persönlich zu tun? 

ENDLICH TACHELES ist ein Projekt gegen das Vergessen, das den Holocaust für die Generation der Enkel erzählt.

Drei Generationen

Rina Rund - Der Film

Als Yaars Großmutter Rina und sein Großvater Moshe sich nach dem Krieg begegneten, waren beide schwer traumatisiert. Rina wurde als Kind in einem großen Kochtopf aus dem KZ Plaszow bei Krakau geschmuggelt. Moshe hat Auschwitz und den Todesmarsch überlebt. Beider Familien waren bis auf wenige Ausnahmen ausgelöscht. In Israel begannen sie ein neues Leben, bekamen zusammen drei Kinder. Äußerlich versuchten sie zu funktionieren, doch es fiel ihnen schwer, Gefühle zuzulassen und ihren Kindern Geborgenheit zu geben.

Ilei Rund - Der Film

Ihr Sohn Ilei wurde als Kind oft Zeuge der Verzweiflung seiner Mutter. Noch zwanzig Jahre nach dem Krieg glaubte sie, die Gestapo klopfe an ihre Tür. Die Bilder und Erzählungen verfolgen Ilei bis heute. Um seine Kinder davor zu schützen, hat er sie von der Familiengeschichte und dem Judentum ferngehalten. Er ging mit seiner Familie nach Deutschland, wo Yaar weit weg von den Großeltern und ihren Erinnerungen an die schmerzvolle Vergangenheit aufwuchs.

Rina Yaar - Der Film

In der Verdrängung der Großeltern, dem Schweigen des Vaters, genau wie in der Rebellion des Enkels zeigen sich unterschiedliche Strategien der drei Generationen, die Vergangenheit zu verarbeiten - doch keiner kann ihr entfliehen. Und auch ohne Einzelheiten zu kennen, spürte Yaar doch sein Leben lang sein Familienerbe wie einen schweren Mantel auf den Schultern. ENDLICH TACHELES ist weit mehr als die Geschichte der Identitätsfindung eines jungen Juden in Deutschland – der Film ist das intensive Porträt einer Familie, in deren Leben der Holocaust bis heute Spuren hinterlässt.

Nach oben scrollen
en_GBEN